Neue Schilder am Wingert im Park

Das wissen wir noch ganz genau:
Schon zur Landesgartenschau
Im Jahr des Herrn 2008
Haben unsere Rebenzeilen
Großen Eindruck einst gemacht.

Unbestritten, dass inmitten
Von vier Weinbauregionen
Dem Geschenk von Roms Legionen
Ein eigner Ort war zu erteilen.

Weiland Spender dieser Reben
War der Ockenheimer Jäger;
Heut, so hat es sich ergeben,
Ist Herr Bischof Rebenpfleger.

Jetzt sind endlich (nach acht Jahren!)
Feste Schilder aufgestellt.
Und von diesen kann erfahren,
Was genau da wächst, die Welt.

36 sind beisammen,
Doch man staunt, dass selbst Bachanten
Gut zwei Drittel gar nicht kannten,
Denn so mancherlei entstammen
Der Traubenzucht von Herrmann Jäger.

Auf der Jagd nach neuen Sorten,
Immer feineren Aromen,
Mangelt’ es dem Agronomen
Schlechterdings an neuen Worten
Für die neue Traubenzüchtung:
RS11 und WM10
6 Strich 6, R sieben drei
Und manch Rätsel noch dabei
Lassen uns verlegen stehn –
Wo bleibt da die Marken-Dichtung?
Andre Züchter dichten stärker,
Nennen Trauben Primavera,
Rhea oder Jakobsberger,
Primus, Artemis und Hera –
Der antike Götterhimmel
Segnet unsern Wein hienieden.
Welch ein freudiges Getümmel
Spendet unsrer Neugier Frieden!
Aber ach! auch die kennt keiner,
Wenigstens nicht unsereiner.
Und warum? Ihr könnt mir’s glauben:
Das sind alles TAFELTRAUBEN!

Schnell gehn wir nach Westen weiter:
Dieser Weinberg stimmt uns heiter;
Hier lasst träumen uns Genießer…
Vom weißen Morio-Muskat
Oder roten Portugieser,
Hm, wie süffig-delikat!
Hier wird’s ohne Wenn und Aber
Auch dem Bruder Kapuziner
Leicht bei einem schönen Faber –
Oder einem Franziskaner
Leichter beim Gewürztraminer
Oder klassischem Silvaner.
Außerdem steht wunderbar
Dort der rote Pinot Noir,
Doch versprechen wahre Wunder
Auch die Früh- und Spätburgunder.
Voll Verlangen der Abbé
Schaut auf goldnen Chardonnay.
Ja, und wirklich nur ein Fiesling
Passiert ungerührt den Riesling.
Müller-Thurgau oder Scheu,
Johanniter im Konvoi,
Dornfelder nicht zu vergessen,
Stehen alle brav Spalier;
Jene rechts und die zur Linken,
Als Objekte der Begier.
TAFELTRAUBEN sind zum Essen,
KELTERTRAUBEN woll’n wir trinken.

Stehn wir sinnend vor DEN Reben,
Lasst im Geist uns einen heben!
Freunde, welche Lust zu leben
Hier am Rhein mit seinen Reben.